Autor: miapagenkemper
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Hop on Board – Projektteam Sommerakademie
Die Gestaltung der Bildungsarbeit im Bundesverband interessiert dich? Du möchtest im Sommer an einer der großen Veranstaltungen mitarbeiten? Dann bewirb dich jetzt für das Projektteam der Sommerakademie 2022.
Im Sommerakademie-Projektteam werden die verschiedenen Angebote der Sommerakademie inhaltlich geplant und organisiert. Das Team entwirft das genaue inhaltliche Konzept, sucht dafür Referent*innen und organisiert den Ablauf. Dazu gehört auch die Gestaltung des Rahmen- und Abendprogramms sowie die Entwicklung eins Konzepts zur Bewerbung des Seminars im Verband.
Neben den ausgeschriebenen Plätzen werden in dem Projektteam Mitglieder des Bildungsteams und Mitglieder des Bundesvorstandes mitarbeiten.
Die komplette Ausschreibung findest du hier
Die Anmeldung für das Projektteam der Sommerakademie ist bereits geschlossen.
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Pat*innenprogramm
Unterstütze unsere Arbeit
Als Jugendverband von Bündnis 90/Die Grünen setzen wir uns dafür ein, mehr junggrüne Akzente in der Politik zu setzen. Über 17.500 Mitglieder entwickeln Ideen, und bringen sich in die politische Debatte ein, um die Zukunft ökologischer, fairer und solidarischer zu gestalten.
Mit einer Pat*innenschaft hilfst Du uns, die vielfältigen Bildungs- und Partizipationsangebote der GRÜNEN JUGEND für mehr junge Menschen zu öffnen. Ob auf Seminaren, unserem Bundeskongress oder in den Basisgruppen vor Ort, wir bieten politisch interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, sich aktiv für die Gestaltung eines besseren gesellschaftlichen Miteinanders einzusetzen.
Die Beiträge unserer Pat*innen werden zwischen den Landesverbänden und dem Bundesverband aufgeteilt. So wird die politische Arbeit der GRÜNEN JUGEND auf verschiedenen Ebenen unterstützt. Bei weiteren Fragen stehen wir Dir unter der Telefonnummer 030 629 317 521 oder der E-Mail-Adresse fundraising@gruene-jugend.de jederzeit zur Verfügung!
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Sofortprogramm für sinkende Mieten
5 Punkte, die nach der Bundestagswahl passieren müssen:
Die Mieten müssen runter. Dass es so nicht weitergehen kann, beteuern zwar fast alle Parteien. An Konzepten, die Mieten tatsächlich sinken lassen, fehlt es aber. Viele halbherzige Versuche sind gescheitert. Allein in der Regierungszeit von Angela Merkel sind die Neuvertragsmieten in Berlin um 130 % gestiegen, in Hamburg um 97 % – zugleich geraten auch kleinere Städte zunehmend unter Druck. Menschen werden aus ihren Vierteln verdrängt, viele können schlicht nicht mehr frei entscheiden, wo sie leben wollen. Dabei sind explodierende Mieten längst keine zwangsläufige Entwicklung in Ballungsräumen, sondern schlicht das Resultat einer Politik, die sich nicht kümmert: Die Sicherung von Grundbedürfnissen wie Wohnraum wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend dem Markt überlassen.
Auch die nächste Bundesregierung wird deshalb an der Wohnungsfrage scheitern, wenn sie nicht bereit ist für einen grundlegenden Richtungswechsel: Ob man sich ein Dach über dem Kopf leisten kann oder nicht, darf nicht mehr von den Gewinninteressen von Wohnungskonzernen abhängen
Fünf zentrale Punkte, die ab Herbst umgehend auf den Weg gebracht werden müssen:
- Sofort die Notbremse ziehen: Bundesweiter Mietenstopp.
Als erste Sofortmaßnahme werden alle Mieten für sechs Jahre eingefroren, um Mieter*innen damit eine Verschnaufpause zu geben und den Markt nicht weiter eskalieren zu lassen. Das gilt auch für Staffel- und Indexmieten. Einzige Ausnahme sind geringe Steigerungen bei besonders niedrigen Mieten, um Härtefälle beispielweise bei Genossenschaften zu vermeiden. Bei diesen fairen Mieten, die unter 80 % derortsüblichen Vergleichsmiete liegen, sollen Erhöhungen von bis zu 2 % jährlich möglich bleiben. - Entfesselte Märkte bändigen: Rechtssichere Mietendeckel einführen.
Um Mieten zu senken und die Preisentwicklung angepasst an die jeweilige Situation vor Ort gestalten zu können, braucht es ein Bundesgesetz, das regionale Mietobergrenzen im Bestand ermöglicht. So können Länder rechtssichere Mietendeckel nach Bedarf einführen, um Druck aus dem Mietmarkt zu nehmen und überteuerte Wohnungen wieder bezahlbar zu machen. - Wohnraum zurück in die öffentliche Hand: Wohnkonzerne vergesellschaften.
So lange Wohnungsbestände der Gewinnmaximierung von Großkonzernen dienen, so lange wird unser Grundrecht auf Wohnen den Profitlogiken des Marktes unterworfen – menschliche Bedürfnisse haben hier nur dann einen Platz, wenn sie entsprechend zahlungskräftig sind. Deshalb ist die Vergesellschaftung im Grundgesetz explizit vorgesehen und die rechtlichen Hürden dafür sind bewusst niedrig gehalten. Was fehlt, ist eine Regierung, die handelt: Um die eigenen vier Wände für alle garantieren zu können, muss Wohnraum dringend zurück in die öffentliche Hand überführt werden. Sollte das Volksbegehren „DW & Co. Enteignen“ in Berlin erfolgreich sein, muss es dort schnell umgesetzt werden – in jedem Fall weist es den Weg für andere Länder und den Bund. - Sozialen Wohnraum bauen und sichern: Ausverkauf stoppen.
In den letzten Jahren haben wir jeden Tag über 100 Sozialwohnungen verloren. Das stumpfe „bauen, bauen, bauen“ ändert daran wenig, selbst bei einer hohen Sozialwohnungsquote. Denn spätestens nach 30 Jahren läuft die Sozialbindung des geförderten Wohnungsbaus aus – danach geht Wohnraum, der mit öffentlichen Geldern finanziert wurde, in private Hände. Das können wir uns nicht länger leisten. Statt also weiter Konzerne zu subventionieren, müssen Bund, Länder und Kommunen den Neubau selbst in die Hand nehmen und sozialen Wohnungsbau nicht nur fördern, sondern eigenhändig bauen. - Ökowende beschleunigen: Mieter*innen entlasten.
Der Gebäudesektor ist momentan ein Flaschenhals für den Klimaschutz insgesamt: In den nächsten Monaten und Jahren müssen sehr schnell Wärmesysteme auf Erneuerbare umgestellt, Häuser energetisch saniert und Dächer mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Die Kosten dafür müssen endlich die übernehmen, die auch von der damit einhergehenden Wertsteigerung profitieren: Ohne ambitionierter Sanierungspflicht für Vermieter:innen keine
Energiewende. Auch der anfallende CO2-Preis muss von Vermieter:innen getragen werden, damit er funktioniert. Wer soziale Vermietungskriterien erfüllt, kann dafür öffentliche Förderungen erhalten. Im Gegenzug muss die Modernisierungsumlage reformiert werden: Es kann nicht sein, dass Investitionen, die sich bereits nach wenigen Jahren rechnen, als Legitimation für unbefristete Mieterhöhungen herhalten müssen. Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei: Die Mieten müssen runter, und zwar spürbar und sofort. Der Handlungsspielraum dafür ist da, er muss nur endlich genutzt werden: Unser aller Recht auf Wohnraum zählt mehr als die Profitinteressen von Deutsche Wohnen, Vonovia und Co.
- Sofort die Notbremse ziehen: Bundesweiter Mietenstopp.
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Polizei neu aufstellen
NSU 2.0 in Hessen, rassistische Abstammungsrecherche in Baden-Württemberg, Polizist*innen in bewaffneten rechten Netzwerken, alltägliches Racial Profiling und jährlich tausende Fälle von brutaler Polizeigewalt, für die sich niemand verantworten muss: Die Polizei in Deutschland gibt das Bild einer dringend reformbedürftigen Behörde ab – und gleichzeitig werden alle Maßnahmen, ja schon die bloße Erhebung von Daten, erbittert bekämpft. Wer es wagt, die Summe all der Missstände als strukturelles Problem anzuerkennen, ist massiven Angriffen ausgesetzt. So ist keine aufgeklärte Debatte möglich über eine Behörde, die mit Sonderrechten und dem staatlichen Gewaltmonopol ausgestattet ist – und deren Handeln deshalb umso stärker kontrolliert und immer wieder aufs Neue gesellschaftlich ausgehandelt werden muss. Unkontrollierte Sicherheitsbehörden sind eine Gefahr für die Demokratie. Die kritische Debatte über die Arbeit der Polizei ist deshalb kein Angriff auf die Polizei, sondern eine demokratische Selbstverständlichkeit.
Mit diesem Papier wollen wir den Fokus auf konkrete Maßnahmen legen, Raum für dringend notwendige Veränderungen schaffen und den Weg in eine freiere Gesellschaft aufzeigen. Über allem muss das Ziel stehen, staatliche Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung nach und nach zu verdrängen und durch Prävention und Kooperation zu ersetzen.
1. Prävention stärken:
Zivile Träger ausbauen, Polizei entlastenPolizeieinsätze sind kein Selbstzweck. In vielen Bereichen wird die Polizei de facto für Aufgaben gerufen, denen speziell geschulte Berufsgruppen besser und effektiver nachkommen könnten – sei es der Umgang mit Opfern häuslicher oder sexualisierter Gewalt, mit Fußballfans oder Obdachlosen, Geflüchteten oder Suchtkranken. Wenn Menschen aufgrund akuter Not, vermeintlicher Ausweglosigkeit oder einer psychischen Erkrankung sich und anderen Schaden zufügen, dann hilft es ihnen und der Gesellschaft nichts, ihnen dafür mit Gewalt zu begegnen und durch einen Polizeieinsatz die Situation möglicherweise noch mehr zu eskalieren. Zuallererst braucht es frühzeitige Hilfen und Präventionsmaßnahmen, damit gar nicht erst soweit kommen kann: Wer genug zum Leben hat, fängt seltener an, Geldbeutel zu stehlen; wer bei Bedarf psychologische Begleitung bekommt, wird selten zur Gefahr und wer Asylstatus genießt, muss nicht brutal abgeschoben werden. Das Strafrecht allein kann nur Symptome bekämpfen, die gesellschaftlichen Probleme dahinter jedoch nicht lösen.
Und auch im akuten Notfall sind Polizist*innen meist nicht mit den Kompetenzen ausgestattet, die es eigentlich bräuchte: Alleine in den letzten Wochen wurden mehrmals Menschen in psychischen Ausnahmesituation von der Polizei erschossen, nachdem diese augenscheinlich außer Stande war, die Situation zu deeskalieren. So etwas darf nicht passieren! Sanitäter*innen, Streetworker*innen und psychologische Krisenhilfe können dabei helfen, potentiell bedrohliche Situationen konfliktarm zu lösen. Durch massiven Ausbau von finanziellen und personellen Ressourcen dieser zivilen Träger schützen wir nicht nur die Betroffenen, sondern entlasten auch die Polizei. Wenn nur die Polizei genügend personelle Kapazitäten hat und nur unter der 110 rund um die Uhr jemand verfügbar ist, dann wird auch immer nur die Polizei gerufen. Das belastet Polizist*innen mit Situationen und Einsätzen, für die sie nicht ausgebildet sind – und nimmt Betroffenen die Möglichkeit, von geschultem Fachpersonal betreut zu werden, bevor die Situation überhaupt eskaliert. Dafür müssen wir Strukturen stärken bei denen, die wirklich in Krisenintervention geschult sind – und gleichzeitig die Polizei besser darin schulen, zu deeskalieren und mit Menschen in Ausnahmesituationen umzugehen. Prävention geht vor Intervention.
2. Polizei neu ausrichten:
Deeskalation stärken, Rassismus bekämpfenDass das reale Handeln der Polizei oft wenig mit rechtsstaatlichen Idealen gemein hat, mussten beispielsweise Linke oder People of Color über viele Jahrzehnte schmerzhaft am eigenen Körper erfahren. Doch mit jedem neuen Skandal wächst das öffentliche Bewusstsein über die grundlegenden Missstände, immer breitere Teile der Gesellschaft machen klar: Eine grundlegende Neuausrichtung von Polizeiarbeit ist unausweichlich.
Um menschenfeindlichen Ideologien in der Polizei vorzubeugen, müssen diese schon bei Neueinstellungen sorgfältig überprüft werden: Wer offen ist für demokratiegefährdende Positionen, darf seine Uniform gar nicht erst bekommen.
Zudem müssen Beamten- und Dienstrecht angepasst werden: Wenn Probleme in einzelnen Einheiten oder Dienststellen besonders gehäuft auftreten, müssen diese leichter aufgelöst werden können. Bei den betroffenen Beamt*innen muss erneut systematisch geprüft werden, ob sie menschenfeindliche Positionen vertreten, bevor sie an anderer Stelle wieder im Polizeidienst eingesetzt werden können. Dies gilt insbesondere für sogenannte geschlossene Einheiten wie BFE, USK, BFE+ oder SEK. In diesen spezialisierten Verbänden manifestieren sich gefährliche Tendenzen oft in besonderem Maße und führen zusammen mit einem übersteigerten Korpsgeist zu einem Weltbild von “wir gegen den Rest der Welt”, der mit rechtsstaatlichen Prinzipien nicht zu vereinen ist. Die personellen Zusammensetzungen geschlossener Einheiten sollen spätestens nach drei Jahren gewechselt werden.Antirassismus
Polizeiliches Handeln muss stets diskriminierungsfrei erfolgen. Racial Profiling muss unverzüglich und konsequent beendet werden. Deshalb müssen die gesetzlichen Bestimmungen, mit denen Racial Profiling gerechtfertigt wird, abgeschafft werden. Dafür bedarf es einer Streichung des Ausdrucks „grenzpolizeilicher Erfahrung“ aus § 22 (1) des Bundespolizeigesetzes. Damit Betroffene von Racial Profiling übermäßige Kontrollen nachweisen können, soll ein Ticket-System eingeführt werden: Jede Person, die von der Polizei kontrolliert wird, erhält nach der Kontrolle ein Ticket, bei dem Ort, Zeit, Datum, Grund und Umfang der Kontrolle festgehalten werden. Außerdem braucht es im Bund und allen Ländern ein wirkungsvolles Antidiskriminierungsgesetz nach Berliner Vorbild. Zudem sollen mehr Antirassismus-Beauftragte nach dem Vorbild der Gleichstellungsbeauftragten eingeführt werden. Der Staat muss garantieren, dass sein Handeln diskriminierungsfrei wirkt.
Deeskalation
Militärähnliche Bewaffnung, gepanzerte Fahrzeuge und noch mehr Polizeipräsenz auf der Straße stärken weder subjektive Sicherheitsgefühle, noch die objektive Sicherheitslage. Sie sind kein geeignetes Mittel, um Sicherheitsbedürfnisse in der Bevölkerung zu befriedigen.
Die Bewaffnung von Einsatzkräften muss sich streng an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und zudem auf den jeweiligen Einsatzzweck angepasst sein. Das bedeutet, dass nicht jede Polizeistreife standardmäßig mit Schusswaffen ausgerüstet sein muss. Dafür ist privater Waffenbesitz mit Ausnahmen von Jäger*innen und Förster*innen zu verbieten.
Pfefferspray enthält gefährliche Reizstoffe. Es ist bei vielen Einsätzen auf beiden Seiten die häufigste Ursache für Verletzungen und trägt nicht zur Deeskalation bei. Erst vor wenigen Wochen erschoss die Polizei in Bremen einen psychisch labilen Mann, nachdem die Situation durch den Einsatz von Pfefferspray völlig außer Kontrolle geraten war. Pfefferspray wird leichtfertig eingesetzt, ein Nutzen dieses Einsatzes ist aber nicht erkennbar. Die standardmäßige Bewaffnung der Polizei mit Pfefferspray ist deshalb zu beenden.Ziel von Polizeiarbeit muss sein, den Einsatz von Gewalt und Waffen gar nicht erst nötig werden zu lassen. Deeskalation muss in den Mittelpunkt der polizeilichen Arbeit gestellt werden.
Für Versammlungen bedeutet das: Pferde und Hunde sind auf Demonstrationen grundsätzlich fehl am Platz. Das Vermummungsverbot muss abgeschafft werden. Ziel jeder Einsatzstrategie muss sein, in demokratischen Protest so wenig wie möglich einzugreifen und Polizei so zurückhaltend wie möglich einzusetzen. Statt staatlicher Gewalt als Mittel der Konfliktlösung müssen auch in diesem Bereich konsequent Kommunikation, Kooperation und Deeskalation die obersten Prämissen werden.Aus- und Weiterbildung
Die Grundsteine dafür müssen bereits in einer völlig neu ausgerichteten Ausbildung gelegt werden. Kommunikationskompetenzen, ein deeskalativer Umgang mit Konfliktsituationen und diskriminierungsfreie Polizeiarbeit müssen deutlich mehr Raum erhalten. Dass angehende Polizist*innen von Tag eins ihrer Ausbildung in Polizeikasernen abgeschirmt unter ihresgleichen sind, nützt niemandem. Wie in anderen Ländern selbstverständlich, muss das Studium so weit wie möglich an regulären Universitäten stattfinden.
Wie jedes andere Berufsfeld auch, muss Polizeiarbeit nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet werden. Das geht nur mit beständiger Fort- und Weiterbildung, beispielsweise zu zurückhaltenden Einsatzstrategien, dem Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen oder Antirassismustrainings.
Eine gute Ausbildung und gute Fortbildungsmaßnahmen sind die beste Ausrüstung.Polizei öffnen
Polizei ist aktuell vor allem weiß und männlich. Es muss sichergestellt werden, dass alle Geschlechter und Menschen mit Migrationsgeschichte angemessen bei der Polizei vertreten sind – auch in Führungspositionen!
Um Wirtschafts- und Umweltkriminalität, sexualisierte Gewalt oder Cyberkriminalität bekämpfen zu können, braucht es nicht nur Polizist*innen: Multiprofessionelle Teams mit externen Expert*innen sind dafür ein Schlüssel. Um ihren Aufgaben gerecht werden zu können, muss die Polizei sich öffnen. Ob Soziolog*innen, Polizeiwissenschaftler*innen oder Informatiker*innen: Wie jede andere Organisation braucht auch die Polizei mehr als eine Perspektive und ist auf die Erfahrungen von unterschiedlichen Berufsgruppen angewiesen. Auch sie müssen Zugang zu Führungspositionen haben: Zentrale Positionen in der Polizei dürfen nicht nur Polizist*innen vorbehalten sein.
3. Staatsgewalt braucht Kontrolle:
Gewaltenteilung stärken, Rechtsstaat verteidigenStaatliches Handeln bedarf Kontrolle. Der Einsatz staatlich legitimierter Gewalt muss umso strenger kontrolliert werden, doch das Gegenteil ist die Realität; eine Aufklärungs- und Verurteilungsquote bei Polizeigewalt von nicht einmal 1% spricht eine deutliche Sprache: Gewaltexzesse in Uniform werden de facto nicht geahndet. Diese gravierenden Probleme sind nicht erst seit der verweigerten juristischen Aufarbeitung der Polizeigewalt im Rahmen des G20-Gipfels bekannt. Der Rechtsstaat muss garantieren, dass unzulässige Übergriffe aufgeklärt und geahndet werden – und zwar unabhängig davon, wer Betroffene*r und wer Verursacher*in ist.
Polizeigewalt konsequent verfolgen
Täter in Uniform haben in Deutschland kaum Konsequenzen zu befürchten: Trotz mehreren tausend Übergriffen im Jahr kommt es nur in Ausnahmefällen überhaupt zum Verfahren – und noch seltener zu einer Verurteilung. Größtes Problem bei nicht geahndeter Polizeigewalt sind die fehlenden unabhängigen Ermittlungsstellen und die fehlende Identifizierbarkeit von Beamt*innen. Es braucht daher umgehend eine anonymisierte Kennzeichnungspflicht für alle Einheiten, um Gesetzesverstöße überhaupt ahnden zu können. Außerdem sind unverzüglich unabhängige Ermittlungsstellen mit Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften einzuführen, die bei Fehlverhalten von Polizeibeamt*innen tätig werden. Diese Anlaufstellen sind mit weitreichenden Kompetenzen und Ressourcen auszustatten. Um zudem mehr Transparenz der juristischen Aufarbeitung von Polizeigewalt zu ermöglichen, sollen alle Einsatzprotokolle und Polizeivideos bei einer unabhängigen Treuhandstelle aufbewahrt werden. Somit sollen Polizei, Justiz, unabhängige Ermittlungsstellen, aber auch von Polizeigewalt Betroffene gleichermaßen Zugriff auf diese möglichen Beweismittel erlangen.
Policing the Police: Parlamentarische Kontrolle stärken
Abgeordnete müssen ihrer Kontrollfunktion gegenüber der Exekutive gerecht werden können. Zentral hierfür ist die Einführung von Polizeibeauftragten in Bund und Ländern nach dem Vorbild der Datenschutzbeauftragten oder Wehrbeauftragten. Diese müssen außerhalb der Innenministerien angesiedelt sein und von einer Person besetzt werden, die nicht aus dem Polizeidienst kommt. Das Amt der Polizeibeauftragen muss mit genügend Ressourcen ausgestattet werden, um Häufungen von Fehlverhalten zu analysieren, Strukturen zu durchleuchten und hinterfragen zu können. Sie soll dem Parlament regelmäßig Bericht erstatten.
Fehlerkultur etablieren
Vertrauen muss man sich verdienen: Dass die Polizei Fehler macht, ist eine banale Feststellung – und wird dennoch von vielen Akteur*innen kategorisch ausgeschlossen. Vertrauen in die Polizei entsteht aber nicht durch das reflexhafte und kategorische Abblocken jeder Kritik, sondern erst durch systematische Aufarbeitung von Missständen und dem Eingeständnis von Fehlern. Eine Fehlerkultur in der Polizei zu etablieren ist unerlässlich. Die Einrichtung von Polizeibeauftragten ist dafür ein erster Schritt. Die zentralen Veränderungen müssen aber innerhalb der Polizei stattfinden – es bedarf eines tiefgreifenden kulturellen Wandels in der Polizei. Zentral muss sich die Einsatznachbereitung und Reflektion des polizeilichen Handelns wandeln. Nur wenn eigenes Handeln systematisch überprüft wird, können Fehler minimiert werden.
Datenabfragen reformieren
In den letzten Jahren wurden immer mehr rechte Netzwerke in der Polizei aufgedeckt, die letzten Fälle aus Hessen sind hier womöglich nur die Spitze des Eisbergs. Alleine seit 2018 sind mindestens 400 Verfahren nach illegalen Datenabfragen bei den Landespolizeien eingeleitet worden – die Dunkelziffer mag weit höher liegen. Das System der Datenabfrage muss nach strengen Datenschutzbestimmungen reformiert werden: Sofern über polizeiliche Datensysteme Informationen abgerufen werden, muss durch eine persönliche Kennung zweifelsfrei nachvollziehbar sein, wer, wann, warum, welche Daten abgerufen hat. Datenabfragen sollen nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz stets auf ein Minimum beschränkt sein. Unberechtigte Datenabfragen müssen konsequent straf-, disziplinar- und beamtenrechtlich verfolgt werden.
Wir brauchen Zahlen
Ein derart sensibler Bereich wie staatliche Gewalt braucht eine systematische wissenschaftliche Grundlage. Kritische Polizeiforschung wurde bisher teils vernachlässigt, teils bewusst verhindert: Die von Innenminister Horst Seehofer gestoppte Studie zu Rassismus in der Polizei ist dringend notwendig. Im Mittelpunkt müssen die Erforschung menschenfeindlicher Ideologien und damit einhergehende Radikalisierungsprozesse von Polizist*innen stehen. Andererseits müssen mehr belastbare Zahlen über Polizeigewalt erhoben werden, um zielgenaue Maßnahmen treffen zu können.
Eine Versachlichung der Debatte ist dringend notwendig. Davon profitieren auch alle Beamt*innen, die sich für faire Polizeiarbeit einsetzen.Machen wir uns auf den Weg
Mit diesem Papier wollen wir die Debatte voranbringen, um die eklatanten Missstände in der Polizei endlich anzugehen. Uns ist bewusst, dass all diese Maßnahmen – so heftig sie auch von Polizeigewerkschaften und Innenministerien bekämpft werden – doch nur ein erster Schritt sein können auf dem langen Weg zu einer befreiten Gesellschaft, die Gewalt und Repression als Mittel der gesellschaftlichen Problemlösung Stück für Stück überwindet.
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Archiv Beschlüsse der Bundeskongresse
Beschlüsse des 49. Bundeskongresses
Beschlüsse des 48. Bundeskongresses
Beschlüsse des 47.Bundeskongresses
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Impfungen nur für den globalen Norden… Und Jetzt?
Der Globale Norden hat sich über 70% der weltweiten Impfdosen für dieses Jahr schon reserviert – während in den meisten Ländern der Welt noch keine einzige Dosis verimpft wurde. Woran liegt diese gravierende Ungerechtigkeit? Und vor allem: Wie können wir das ändern? Wir stellen uns der größten Gerechtigkeitsfrage der Coronakrise, die noch immer noch viel zu wenig öffentlich diskutiert wird. Nur mit mehr Öffentlichkeit und mehr Druck können wir verhindern, dass die Interessen der Pharmakonzerne diese Pandemie auf Kosten von Menschenleben endlos in die Länge zieht. Seid dabei!
Online-Vortrag, Donnerstag, der 22.April, 19:30 Uhr
Impfungen nur für den globalen Norden… Und Jetzt? mit Iris Frey und Theresa Kofler
Link zur Veranstaltung (keine Anmeldung notwendig)
https://us02web.zoom.us/j/85889771566?pwd=L1FsekQ0OHBlb1lzYk1zVy9lSisvdz09
Wir freuen uns auf euch!
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5 Jahre EU-Türkei-Deal… Und jetzt
Ein halbes Jahr nach dem Brand auf Lesbos sind die Zustände so elend, dass selbst Kinder jeden Lebenswillen verlieren. Auf der benachbarten Insel Samos werden sie nachts von Ratten angefressen. Wie konnte auf europäischem Boden eine derartige Hölle entstehen?
Die menschenverachtenden Zustände sind politisch gewollt: Sie sollen Flüchtende abschrecken, um jeden Preis. Das ist auch das Ziel des sog. EU-Türkei-Deals, der vor 5 Jahren abgeschlossen wurde, um Menschen aus Europa fern zu halten. Er wurde zur Vorlage für andere schmutzige Deals zwischen EU-Staaten und autoritären Regimen.Online-Vortrag, Freitag, der 19.Februar, 18:00 Uhr
Mit dem Flucht-Aktivisten Julian Pahlke wollen wir über die verdeckten und undurchsichtigen Praktiken sprechen, mit denen die EU-Staaten und die Europäische Kommission versuchen, andere Staaten als Türsteher einzusetzen und Geflüchtete mit allen Mitteln bekämpfen. Wirf mit uns zusammen einen Blick auf die Abgründe europäischer Migrationspolitik:
„5 Jahre EU-Türkei-Deal… Und jetzt?“ mit Julian Pahlke
Do, 18.03., 18 Uhr
Link zur Veranstaltung (keine Anmeldung notwendig)
https://us02web.zoom.us/j/86960214541?pwd=V0Y0WjNyUEhkL0llZ05CQWFwNTIxdz09
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„Ein Jahr Hanau…Und jetzt?“
Die Coronakrise führt uns allen schmerzhaft vor Augen: Der Mensch ist verwundbar, die bestehenden Verhältnisse instabil. Der Drang nach einer Veränderung des Status Quo wird bei vielen Menschen immer größer. Nach einem krisengeplagten Jahr 2020 war die Hoffnung groß, dass 2021 alles besser werden würde. Die ersten Wochen im neuen Jahr haben jedoch mit einer erschreckenden Wucht gezeigt: Veränderung kommt nicht von alleine, sondern muss politisch erkämpft werden! Doch mit welchen Krisen haben wir es wirklich zu tun, deren Folgen immer deutlicher zutage treten? Vor welchen Herausforderungen stehen wir als Teil einer gesellschaftlichen Linken, die nach Veränderung strebt? Und was sind die Anknüpfungspunkte im Hier und Jetzt für eine emanzipatorische Politik, die Probleme an den Wurzeln packt und ein gerechteres Morgen ermöglicht, statt lediglich Symptombekämpfung zu betreiben?In unserer Online-Reihe “…und jetzt?” wollen wir gemeinsam mit euch in den kommenden Monaten mit verschiedenen Veranstaltungen einen kritischen und analytischen Blick auf die Auswirkungen verschiedener Krisen und das aktuelle politische Weltgeschehen werfen. Ob die humanitäre Krise an den europäischen Außengrenzen, eine weltweiten Gesundheitskrise, die globale Ungerechtigkeiten nochmals verschärft oder die Krisen liberaler Demokratien, die in Folge wachsender Ungleichheit und Ungerechtigkeit auseinanderzufallen drohen – gemeinsam stellen wir die Frage: Und jetzt?
Online-Vortrag, Freitag, der 19.Februar, 18:00 Uhr
Der zweite Vortrag in dieser Reihe findet anlässlich des Jahrestags des rassistischen Anschlags in Hanau am 19. Februar statt. In Gedenken der Opfer, in Solidarität mit ihren Angehörigen, Familien und Freund*innen, stehen wir für eine lückenlose Aufklärung ein und fordern politische Konsequenzen.
Gemeinsam mit Saba-Nur Cheema wollen wir über die strukturellen Hintergründe des rassistischen Attentats sprechen und diskutieren, welche Schlüsse wir auch als politische Linke in Deutschland daraus ziehen müssen. Die Politikwissenschaftlerin und pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank wird uns dabei helfen, nicht nur die Geschehnisse rund um die Tat besser einzuordnen, sondern auch einen tieferen Blick auf Rassismus in Deutschland zu werfen. Denn eins ist klar: Er hatte ein gesellschaftliches Klima, in dem er vorbereitet werden konnte. Anschließend an den Vortrag wird es wie immer einen offenen Raum für Diskussionen geben.
“Ein Jahr Hanau…Und jetzt?“ mit Saba-Nur Cheema.
Zoom-Link:
https://us02web.zoom.us/j/83509075617?pwd=Q1pHZ2I1dmVjM3cxa21Ga01TZmEyQT09
Meeting-ID: 835 0907 5617 / Kenncode: 332783